Wann wusstest du, dass du Illustrator sein willst? Wie kam es dazu?
Ich habe in der 9. Klasse fast die ganze Zeit im Unterricht gezeichnet. Da hat es sich dann irgendwann so angefühlt, als wäre das der richtige Weg für mich. Also ein künstlerischer Beruf, irgendwas mit Zeichnen. Dass ich dann tatsächlich Illustrator werde, wusste ich aber noch nicht. In der Schule für Gestaltung hat mir auch Fotografie und Buchbinden sehr viel Spass gemacht.
Aber ich bin dem immer weiter gefolgt, was mir am meisten Spass gemacht hat, und das war das Zeichnen. Irgendwann war es dann unumkehrbar sozusagen. Ich hatte nichts anderes vorzuweisen. Und so bin ich dann auch in die Selbständigkeit. Angestellte Illustratoren gibt es ja nur sehr wenige.
Im Studium habe ich zufällig mal einen Artikel über Illustratoren gelesen, da stand, dass es nicht ungewöhnlich ist, dass sie spät aufstehen, und erst Mittags anfangen zu arbeiten. Das hat mir gefallen, ich habe es angestrichen. Und so kam es dann auch. Wobei ich mittlerweile früh aufstehe, aber das liegt an meiner Tochter.
Welche eine Sache hättest du gerne schon beim Start in den Beruf als Illustrator gewusst?
Ich bin natürlich wie viele Anfänger ein paar mal richtig auf die Nase gefallen mit Kunden. Ein paar Monate habe ich mich sehr schlecht bezahlen lassen, später kam es leider ein paar mal vor, dass "Kunden" gar nicht gezahlt haben. Kam aber insgesamt selten vor.
Eine Sache die ich gerne gewusst hätte, ist auch, dass man gut aufpassen muss, dass das Hobby nicht vollkommen zum Beruf wird. Was erstmal schön ist, kann auch dazu führen, dass das Liebste verloren geht. Wenn ich noch mal zurück könnte in der Zeit, würde ich nicht noch mal Illustrator werden. Das ist schade und ein bisschen traurig, aber so ist es.
Gute Arbeit machen wollen geht deshalb aber nicht verloren, das ist zu tief verankert. So eine Art Perfektionismus aus Gewohnheit.
Was wärst du, wenn du nicht Illustrator wärst?
Ich wäre gerne Musiker. Aber das ist vielleicht auch nur so eine romantische Träumerei. Ich stelle es mir schön vor, ganz im Moment und in der Musik aufzugehen. Das ist körperlicher, als das Zeichnen, das so sehr im Kopf stattfindet. Dabei schwebt man eher körperlos davon.
Gibt es eine Illustration von dir, die die Welt verändert hat?
Ich habe mal einen animierten Kampagnenfilm für attac gemacht, der über 600.000 Klicks gesammelt hat. Ich denke das hatte schon einen Effekt.
Aber schöner finde ich die Idee, dass es ein ganz kleiner Moment war, der vielleicht im Lauf der Zeit größere Wellen schlägt. Als ich ein kleines Kind war, hat jemand für mich eine Raubkatze gezeichnet, und ich war völlig fasziniert. Wahrscheinlich war es keine besonders gute Zeichnung. Aber für mich war es die reine Magie dieses Tier entstehen zu sehen.
Nach Astronauten haben Illustratoren den einsamsten Beruf. Wie gehst du damit um?
Für mich ist der Beruf tatsächlich sehr einsam. Ich habe nie in einem Gemeinschaftsatelier gearbeitet. Von Zeit zu Zeit umgebe ich mich mit Gummibärchen, dann geht es besser.
Wer hat dir die Illustration oder den Beruf des Illustrators betreffend besonders viel beigebracht?
Ich bin noch nicht mal so sicher, ob ich wirklich so wahnsinnig viel weiß. Im Grunde kenne ich mich auch nur in einem kleinen Bereich aus. Und da habe ich mir das Meiste selbst beigebracht und alles was ich dazu gesehen habe mit den Augen aufgesaugt. Wobei Illustration ja auch viel Kopfarbeit ist. In meinem Fall ist es gefühlt zu 95% Kopfarbeit. Der Stil ist eigentlich oft nebensächlich oder zumindest austauschbar. Meine wichtigsten Lehrmeister sind wahrscheinlich die Schöpfer der Comics die ich als Kind verschlungen habe.