Jonas Kramer, Illustrator


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Kurzinfo

Ich arbeite seit über 10 Jahren selbständig als Illustrator. Die Darstellungen sind oft erklärend/erläuternd. Mal in Form von Wimmelbildern, mal als "Erklärgrafiken" oder oft auch in Form von Erklärvideos. Der Zeichenstil ist klar, Kolorierungen mag ich ebenfalls lieber klar und flächig. Das Prinzip Form follows Function passt hier als Beschreibung ganz gut.


10 persönliche Fragen an den Illustrator Jonas Kramer

Wann wusstest du, dass du Illustrator sein willst? Wie kam es dazu?

Ich habe in der 9. Klasse fast die ganze Zeit im Unterricht gezeichnet. Da hat es sich dann irgendwann so angefühlt, als wäre das der richtige Weg für mich. Also ein künstlerischer Beruf, irgendwas mit Zeichnen. Dass ich dann tatsächlich Illustrator werde, wusste ich aber noch nicht. In der Schule für Gestaltung hat mir auch Fotografie und Buchbinden sehr viel Spass gemacht.

Aber ich bin dem immer weiter gefolgt, was mir am meisten Spass gemacht hat, und das war das Zeichnen. Irgendwann war es dann unumkehrbar sozusagen. Ich hatte nichts anderes vorzuweisen. Und so bin ich dann auch in die Selbständigkeit. Angestellte Illustratoren gibt es ja nur sehr wenige.

Im Studium habe ich zufällig mal einen Artikel über Illustratoren gelesen, da stand, dass es nicht ungewöhnlich ist, dass sie spät aufstehen, und erst Mittags anfangen zu arbeiten. Das hat mir gefallen, ich habe es angestrichen. Und so kam es dann auch. Wobei ich mittlerweile früh aufstehe, aber das liegt an meiner Tochter.

Welche eine Sache hättest du gerne schon beim Start in den Beruf als Illustrator gewusst?

Ich bin natürlich wie viele Anfänger ein paar mal richtig auf die Nase gefallen mit Kunden. Ein paar Monate habe ich mich sehr schlecht bezahlen lassen, später kam es leider ein paar mal vor, dass "Kunden" gar nicht gezahlt haben. Kam aber insgesamt selten vor.

Eine Sache die ich gerne gewusst hätte, ist auch, dass man gut aufpassen muss, dass das Hobby nicht vollkommen zum Beruf wird. Was erstmal schön ist, kann auch dazu führen, dass das Liebste verloren geht. Wenn ich noch mal zurück könnte in der Zeit, würde ich nicht noch mal Illustrator werden. Das ist schade und ein bisschen traurig, aber so ist es.

Gute Arbeit machen wollen geht deshalb aber nicht verloren, das ist zu tief verankert. So eine Art Perfektionismus aus Gewohnheit.

Was wärst du, wenn du nicht Illustrator wärst?

Ich wäre gerne Musiker. Aber das ist vielleicht auch nur so eine romantische Träumerei. Ich stelle es mir schön vor, ganz im Moment und in der Musik aufzugehen. Das ist körperlicher, als das Zeichnen, das so sehr im Kopf stattfindet. Dabei schwebt man eher körperlos davon.

Gibt es eine Illustration von dir, die die Welt verändert hat?

Ich habe mal einen animierten Kampagnenfilm für attac gemacht, der über 600.000 Klicks gesammelt hat. Ich denke das hatte schon einen Effekt.

Aber schöner finde ich die Idee, dass es ein ganz kleiner Moment war, der vielleicht im Lauf der Zeit größere Wellen schlägt. Als ich ein kleines Kind war, hat jemand für mich eine Raubkatze gezeichnet, und ich war völlig fasziniert. Wahrscheinlich war es keine besonders gute Zeichnung. Aber für mich war es die reine Magie dieses Tier entstehen zu sehen.

Nach Astronauten haben Illustratoren den einsamsten Beruf. Wie gehst du damit um?

Für mich ist der Beruf tatsächlich sehr einsam. Ich habe nie in einem Gemeinschaftsatelier gearbeitet. Von Zeit zu Zeit umgebe ich mich mit Gummibärchen, dann geht es besser.

Wer hat dir die Illustration oder den Beruf des Illustrators betreffend besonders viel beigebracht?

Ich bin noch nicht mal so sicher, ob ich wirklich so wahnsinnig viel weiß. Im Grunde kenne ich mich auch nur in einem kleinen Bereich aus. Und da habe ich mir das Meiste selbst beigebracht und alles was ich dazu gesehen habe mit den Augen aufgesaugt. Wobei Illustration ja auch viel Kopfarbeit ist. In meinem Fall ist es gefühlt zu 95% Kopfarbeit. Der Stil ist eigentlich oft nebensächlich oder zumindest austauschbar. Meine wichtigsten Lehrmeister sind wahrscheinlich die Schöpfer der Comics die ich als Kind verschlungen habe.

Gibt es Illustratoren, die für dich ein Vorbild sind? Wenn ja, warum gerade diese. Wenn nein, wie verbesserst du dich, wie lernst du dazu?

Ein Vorbild habe ich in dem Sinne nicht. Es gibt Leute die ich bewundere. Oder einfach staune wie sie dahin gekommen sind. Wenn ich an Leute wie Christoph Niemann denke, der Weltruhm gewissermaßen erreicht hat. Zumindest für Illustratorenverhältnisse.

Als Vorbild taugt es nur für mich nichts, weil ich mit dem was ich mache und wo ich bin dem Weg nicht einfach folgen kann. Ich würde ja nicht auch da ankommen. 

Ich beneide jeden Illustrator, der liebt was er tut und genau damit sein Geld verdient. 

Und dazulernen... Ehrlich gesagt lerne ich als Zeichner seit einer Weile nichts mehr dazu. Ich finde andere Bereiche viel spannender. Aber der mit Abstand wichtigste Teil meiner Arbeit ist ohnehin das Erfinden von Bildideen, deshalb ist das halbwegs egal. Oft arbeite ich auch mit anderen Zeichnern zusammen. So ist das Repertoire dann auch gewissermaßen grenzenlos erweiterbar.

Würdest du auch noch als Illustrator arbeiten, wenn du eine Million auf dem Konto hättest?

Ich würde mir ein Skizzenbuch kaufen, mich irgendwo hinsetzen und noch mal von vorne anfangen.

Warum ist Berlin eine großartige Stadt für Illustratoren?

In Berlin bin ich bis heute nur Besucher. Wenn ich da war hatte ich oft das Gefühl, dass in der Stadt, egal wann, immer Geschichte geschrieben wird. Dass die Stadt so ein lebender Organismus ist, der zu jeder Zeit großartig ist. Aber zu jeder Zeit anders großartig. Man kann der Zeit nachtrauern, die man dort nie hatte. Und traurig sein, was man dort noch alles verpassen wird. Und froh sein, dass man einen Moment lang ein Teil davon sein kann.

Welche Bildmotive in Berlin reizen dich als Illustrator am meisten?

Wenn ich an eine schöne Ecke an Berlin denke, fällt mir immer die Oberbaumbrücke ein. Die finde ich magisch. Da würde ich immer wieder hingehen. Wer hat sich das ausgedacht? Es ist irgendwie unecht, wie ein Einhorn.

Und ich liebe diesen Platz wo die Leute Tango tanzen. Ich glaube das ist bei der Museumsinsel.

Hast du mal jemanden mit einer Illustration wirklich verzaubert?

Ich habe schon Zeichnungen verschenkt. Und da auch viel Herz reingesteckt. 

Im Winter zeichne ich manchmal gerne auf verschneite Autoscheiben. Ich denke dann immer, dass sich sicher jemand freut. Wer weiß...

Du kannst ein Jahr lang bezahlt an einem Illustrations-Projekt arbeiten? Welches wählst du?

Ich würde komische Gesichter, Köpfe und Figuren malen. Das habe ich gerne gezeichnet bevor das mit der Illustration als Beruf so richtig los ging. Das wäre weniger illustrativ, eher etwas künstlerisch, wenn man es denn so nennen will.

Ein Projekt das ich toll fand war "All the buildings in New York" von James Gulliver Hancock. So etwas könnte ich mir auch vorstellen. Aber dazu wäre ich gerne in einer neuen Stadt, in der es wieder spannend ist einfach vor die Tür zu gehen und durch die Strassen zu laufen.

Oder ein Kinderbuch, das so viel Lehrreiches und Witziges enthält, dass ich es meiner Tochter immer wieder vorlesen will. Selbst wenn es ihr dann irgendwann schon zu den Ohren raus kommt.


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